Das URBANE als CODE
Jennifer K
Dick, trad. Kerstin Knepper
Ich
wollte über die Erfahrung des Urbanen in einem luftleeren Raum sprechen, eine
realistische Praxis der Verbindung von Bolzen zu Bolzen in einer
Nicht-Billig-Billig-Stahlfabrik schaffen; es war, oder wäre, die Befragung
einer dekadenten Nachhaltigkeit, wie ein Besuch beim Chiropraktiker, die
Neuausrichtung homöopathischer Infrastrukturen – ja, am Ende läuft alles auf Brücken
und Stromleitungen, Straßenbahnschienen und Gullydeckel mit bronzebewehrten
Stadthistorikern hinaus, nicht unähnlich mit etwas, das sich von den
verschimmelten Schriftstücken einer verwahrlosten, viel zu vollen und von der
Bibliothek längst vergessenen Lagerhalle losgelöst hat; ich spräche die urbanen
Formen von Resopal im Zusammenhang mit Internierungslagern und kleinen do-it-yourself
Architekturprojekten wie pop-up Megalopolissen an (oder sagt man Megalopoli?
Megalopolii? Und das riefe natürlich einen faulen Bilderzauber von Jules Verne-artigen
Tintenfischen mit gigantischen Saugnapftentakeln hervor, die emporstreben, um
sehnige, sich immer weiter nach oben drängende Wolkenkratzer zu erwürgen), die
sich in die Stratosphäre erstrecken (wir waren/sind) wie Standing Ovations für
Hochstrassen neben Stadien, die bei Naturkatastrophen zum Bersten überfüllt sind;
er sollte aber nicht undurchsichtig oder unbelastet sein, dieser Plaudervortrag
im kleinen Kreis, den ich ernsthaft nahen fühle, oder brauen, unter der
Oberfläche brodeln, wie manche dieser Risse, die sich ihren Weg vom Flussbett
durch die Tunnel des öffentlichen Nahverkehrs bahnen, ein Echo im äusseren
Kreis, das an die Türen der inneren kugelförmigen Wahrnehmung eines urbanen
Symptoms von etwas anklopft, das um den Pol der Stadt herum kreist, man könnte
sagen, ein Stern oder ein Staubkorn, aber ich möchte nicht abschweifen und
nicht zurückblicken, obwohl, das muss man zugeben, hierbei würde oder sollte es
nicht nur um die Rechtfertigung der Tendenzen oder sogar Andeutungen eines degenerierenden
Bauprozesses gehen – der meiner Meinung nach eine logische Verwandtheit mit dem
Ausheben eines Schachtes für ein neues Fundament hat und mit diesen trudelnden Städten
unter den Städten; und was ist mit den römisch-etruskisch-keltisch-indianischen
Ruinen, die unsere Wahrnehmung von bzw. unsere Vorurteile über Gleichzeitigkeit
erschüttern? Denn diese Rede wäre einem im Nachhinein angeschraubten
Verbindungsstück nicht unähnlich, das neue Äste aus dem gewöhnlichen Abenteuer
eines urbanen Deliriums schlagen lässt, tapeziert mit Blaupausen in blassem
Lavendel in der gähnenden Höhle des 21. Jahrhunderts – einer Höhle aus
zensierten Stadtfluchten, neu gestalteten Hängebrücken, Zugbrücken, Flugzeughallen,
Märkten, Gartenpfaden, Hauptverkehrsstrassen, Einkaufszentren, bis in die
letzte Ecke zugestellten Parkplätzen (ich weiss, auch ich möchte nur ein
einziges Steinchen am Rande der Dominostadt anstupsen, eines Modells, das so
wichtig ist für, aber ich schweife schon wieder ab, also zurück zu) Hotels im
Geist einer historischen Überarbeitung oder einer Form für Kartons, denen wir
ein Zuhause abringen – ausgebaute Dachböden wissen die Flächennutzung auf
Werkseinstellungen, Startblöcke und Geldgeber anzuwenden, während
Immobilienmakler Schilder mit höheren Preisen aufstellen; aber eigentlich ist
es nicht das, was ich wollte, die wirtschaftlichen Spiralen zu verkapseln, wie
in Turmspitzen, wie in Bunkern, wie in Bürgersteigen, die hoch erhoben über
Zügen und Straßenbahnen und Lastern schweben, als stehe das Weitermachen nicht richtig
auf dem Stundenplan, aber die Tatsache, dass Zugeständnisse gleichbedeutend
sind mit Widersprüchen, gleichbedeutend sind mit Zentralisierung, wenn es um
die innerhalb und ausserhalb der Mauern stattfindende Debatte über das Wesen
von Grenzen und von Inklusion, Gettos und Touristenfallen, Sicherheit in der Einbindung
des urbanen Palimpsests geht, wie eine linguistische Überschreibung mit Strg +
Alt, ein Reboot für die Art und Weise, wie die Containerstadt einer Welle von
5-Sterne-Panoramen wich und Statuten von Stratosphären für die Selbstreflexion
vor dem Hotel, im Angesicht jener gut ausgeleuchteten Stadtlandschaft mit ihren
Glasfronten, wo der rechteckige Morast ohne Berührung und ohne Überlappung umkehrbar
wird, ein zentraler Abenteuerplatz, vorbei am Blick der Bauarbeiter hoch oben
zwischen den unverdünnten Baugerüsten der Stadt, die lose gegen die Tiraden der
Planungsgremien und Insignien der neumodischen Landschaftsarchitektur in
Zuckerwatterosa auf einer Plastikdrehscheibe mit Metallicbesätzen schlagen; meine
Stadtrede würde nicht nur hell ins All strahlen, sondern ich war davon
überzeugt, dass sie Vibrationen auslösen und die Runde in den richtigen Kreisen
machen könnte, selbst für jene, die sich aus Zeitgründen nur einen kurzen
Auszug der Aufnahme anhören könnten, später, lange nachdem alle vergessen hätten,
wann sie auf YouTube weltweite Verbreitung fand, während ich weiterredete,
durch die Nacht und in den Äther und den ganzen Tag lang hinein in den nächsten
und den übernächsten, und dabei die Dialektik architektonischer Strukturen in
der grammatikalisch-linguistischen Syntax aufarbeitete, die ökopoetischen rhizomatischen
Bausteine, in denen wir hier und jetzt in den Algorithmen der urbanen Erfahrung
atmen.