Friday, December 2, 2016

Das Urbane als Code poème par Jennifer K Dick traduit en allemand par Kerstin Knepper. Poème affiché dans les vitrines sous les comptoirs du Buffet extérieur et intérieur, gare SBB Basel



Das URBANE als CODE
Jennifer K  Dick, trad. Kerstin Knepper

Ich wollte über die Erfahrung des Urbanen in einem luftleeren Raum sprechen, eine realistische Praxis der Verbindung von Bolzen zu Bolzen in einer Nicht-Billig-Billig-Stahlfabrik schaffen; es war, oder wäre, die Befragung einer dekadenten Nachhaltigkeit, wie ein Besuch beim Chiropraktiker, die Neuausrichtung homöopathischer Infrastrukturen – ja, am Ende läuft alles auf Brücken und Stromleitungen, Straßenbahnschienen und Gullydeckel mit bronzebewehrten Stadthistorikern hinaus, nicht unähnlich mit etwas, das sich von den verschimmelten Schriftstücken einer verwahrlosten, viel zu vollen und von der Bibliothek längst vergessenen Lagerhalle losgelöst hat; ich spräche die urbanen Formen von Resopal im Zusammenhang mit Internierungslagern und kleinen do-it-yourself Architekturprojekten wie pop-up Megalopolissen an (oder sagt man Megalopoli? Megalopolii? Und das riefe natürlich einen faulen Bilderzauber von Jules Verne-artigen Tintenfischen mit gigantischen Saugnapftentakeln hervor, die emporstreben, um sehnige, sich immer weiter nach oben drängende Wolkenkratzer zu erwürgen), die sich in die Stratosphäre erstrecken (wir waren/sind) wie Standing Ovations für Hochstrassen neben Stadien, die bei Naturkatastrophen zum Bersten überfüllt sind; er sollte aber nicht undurchsichtig oder unbelastet sein, dieser Plaudervortrag im kleinen Kreis, den ich ernsthaft nahen fühle, oder brauen, unter der Oberfläche brodeln, wie manche dieser Risse, die sich ihren Weg vom Flussbett durch die Tunnel des öffentlichen Nahverkehrs bahnen, ein Echo im äusseren Kreis, das an die Türen der inneren kugelförmigen Wahrnehmung eines urbanen Symptoms von etwas anklopft, das um den Pol der Stadt herum kreist, man könnte sagen, ein Stern oder ein Staubkorn, aber ich möchte nicht abschweifen und nicht zurückblicken, obwohl, das muss man zugeben, hierbei würde oder sollte es nicht nur um die Rechtfertigung der Tendenzen oder sogar Andeutungen eines degenerierenden Bauprozesses gehen – der meiner Meinung nach eine logische Verwandtheit mit dem Ausheben eines Schachtes für ein neues Fundament hat und mit diesen trudelnden Städten unter den Städten; und was ist mit den römisch-etruskisch-keltisch-indianischen Ruinen, die unsere Wahrnehmung von bzw. unsere Vorurteile über Gleichzeitigkeit erschüttern? Denn diese Rede wäre einem im Nachhinein angeschraubten Verbindungsstück nicht unähnlich, das neue Äste aus dem gewöhnlichen Abenteuer eines urbanen Deliriums schlagen lässt, tapeziert mit Blaupausen in blassem Lavendel in der gähnenden Höhle des 21. Jahrhunderts – einer Höhle aus zensierten Stadtfluchten, neu gestalteten Hängebrücken, Zugbrücken, Flugzeughallen, Märkten, Gartenpfaden, Hauptverkehrsstrassen, Einkaufszentren, bis in die letzte Ecke zugestellten Parkplätzen (ich weiss, auch ich möchte nur ein einziges Steinchen am Rande der Dominostadt anstupsen, eines Modells, das so wichtig ist für, aber ich schweife schon wieder ab, also zurück zu) Hotels im Geist einer historischen Überarbeitung oder einer Form für Kartons, denen wir ein Zuhause abringen – ausgebaute Dachböden wissen die Flächennutzung auf Werkseinstellungen, Startblöcke und Geldgeber anzuwenden, während Immobilienmakler Schilder mit höheren Preisen aufstellen; aber eigentlich ist es nicht das, was ich wollte, die wirtschaftlichen Spiralen zu verkapseln, wie in Turmspitzen, wie in Bunkern, wie in Bürgersteigen, die hoch erhoben über Zügen und Straßenbahnen und Lastern schweben, als stehe das Weitermachen nicht richtig auf dem Stundenplan, aber die Tatsache, dass Zugeständnisse gleichbedeutend sind mit Widersprüchen, gleichbedeutend sind mit Zentralisierung, wenn es um die innerhalb und ausserhalb der Mauern stattfindende Debatte über das Wesen von Grenzen und von Inklusion, Gettos und Touristenfallen, Sicherheit in der Einbindung des urbanen Palimpsests geht, wie eine linguistische Überschreibung mit Strg + Alt, ein Reboot für die Art und Weise, wie die Containerstadt einer Welle von 5-Sterne-Panoramen wich und Statuten von Stratosphären für die Selbstreflexion vor dem Hotel, im Angesicht jener gut ausgeleuchteten Stadtlandschaft mit ihren Glasfronten, wo der rechteckige Morast ohne Berührung und ohne Überlappung umkehrbar wird, ein zentraler Abenteuerplatz, vorbei am Blick der Bauarbeiter hoch oben zwischen den unverdünnten Baugerüsten der Stadt, die lose gegen die Tiraden der Planungsgremien und Insignien der neumodischen Landschaftsarchitektur in Zuckerwatterosa auf einer Plastikdrehscheibe mit Metallicbesätzen schlagen; meine Stadtrede würde nicht nur hell ins All strahlen, sondern ich war davon überzeugt, dass sie Vibrationen auslösen und die Runde in den richtigen Kreisen machen könnte, selbst für jene, die sich aus Zeitgründen nur einen kurzen Auszug der Aufnahme anhören könnten, später, lange nachdem alle vergessen hätten, wann sie auf YouTube weltweite Verbreitung fand, während ich weiterredete, durch die Nacht und in den Äther und den ganzen Tag lang hinein in den nächsten und den übernächsten, und dabei die Dialektik architektonischer Strukturen in der grammatikalisch-linguistischen Syntax aufarbeitete, die ökopoetischen rhizomatischen Bausteine, in denen wir hier und jetzt in den Algorithmen der urbanen Erfahrung atmen.